Ein Porträtfoto: Autorin Nina Blazon lächelt in die Kamera.

Wer ist
Nina Blazon?

von Kerstin Bönsch

Sie ist Naturliebhaberin und Waldpädagogin, lässt sich gerne von nordischen Märchen und Sagen inspirieren, begeistert sich für die großen Romane Dostojewskis genauso wie für  Thriller von Stephen King: Kinder- und Jugendbuchautorin Nina Blazon aus Baden-Württemberg.

Die einstige Journalistin und PR-Fachfrau Nina Blazon gewann 2003 mit einem unveröffentlichten Manuskript den Wolfgang Hohlbein-Preis. Dem renommierten Preis folgten Anfragen verschiedener Verlage für unterschiedliche Genres. Ihr erstes Manuskript ebnete ihr also schon den erfolgreichen Start in die literarische Öffentlichkeit. Nina Blazon schreibt seither unter anderem für Penguin Random House, Ravensburger, Carlsen und Ullstein. Dabei bedient sie die Genres vom Fantasy-Kinderbuch über den historischen Roman für Jugendliche bis hin zum Erwachsenen-Krimi. Seit 2009 ist Nina Blazon hauptberuflich als Autorin tätig. 

Frauen im Mittelalter oder mittelalterliches Frauenbild

Im Rahmen des Literatursommers Baden-Württemberg stellte die Schriftstellerin in der Stadtbibliothek Ludwigsburg ihren historischen Roman Feuerrot (Ravensburger Verlag, 14,98 € Hardcover, 12,99 € E-Book). Der Jugendroman spielt im württembergischen Ravensburg Ende des 15. Jahrhunderts. Die Protagonistin Madda ist Magd bei den Kaufmannsleuten Humpis. Als sie sich nicht auf den italienischen Geschäftsmann Lucio einlässt, bezichtigt dieser sie der Hexerei. Damit beginnt für Madda ein quälender Prozess um Leben oder Tod. Nina Blazon nimmt die jugendlichen Leserinnen und Leser mit auf eine Reise der Hexenverfolgung und Inquisition. Für den Roman recherchierte die Autorin ausführlich: sie las den Hexenhammer, durchforstete die Sekundärliteratur und sprach mit Historikern. Herausgekommen ist ein Roman, der nicht nur spannend ist, sondern auch historische Fakten über das Mittelalter vermittelt. Nicht nur das: Der Roman thematisiert außerdem das Frauenbild, das für heutige Jugendliche kaum noch nachvollziehbar ist. „Das ist doch frauenverachtend“, ruft ein Teilnehmer bei der Diskussion um die Argumente der Inquisition nach der Lesung. „Wieso haben die Männer Frauen früher so schlecht behandelt?“, schließt die nächste Frage an. Nina Blazon lächelt und antwortet. Solche Gespräche mit Jugendlichen sind für sie wertvoll. Denn schließlich ist Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau auch für sie ein wichtiges Thema, für das dieser Roman ganz nebenbei sensibilisieren darf. Im Austausch mit jungen Menschen ist Nina Blazon stets aufmerksam. Welche Themen bei Jugendlichen aktuell sind und welches Vorwissen sie bei ihren Büchern voraussetzen kann, versucht sie in Gesprächen herauszufinden. Sie schreibt immer zielgerichtet für die entsprechende Altersgruppe. Das aufmerksame Zuhören und ein ehrliches Interesse an jungen Menschen ist sicherlich Teil ihres literarischen Erfolges. 

Fantasy trifft Waldpädagogik

Eines ihrer jüngsten Bücher ist das Kinderbuch Ein Baum für Tomti (Carlsen Verlag,14 € Hardcover, 6,99 € E-book), mit dem Nina Blazon 2020 den Leipziger Lesekompass gewann. Hierin verbindet die Autorin Fantasy mit Waldpädagogik. Und darum geht’s: Der Baumgeist Tomti wacht eines Tages in einer Zimmerpflanze im Hochhaus auf. Wie er dorthin gekommen ist, weiß er nicht mehr. Doch die Zimmerpflanze ist auf Dauer zu klein für ihn. Drei Kinder freunden sich mit Tomti an und helfen ihm, woanders ein neues Baum-Zuhause zu finden. Nina Blazon ließ sich bei diesem Buch nicht nur von der griechischen Mythologie, sondern vor allem auch von den nordischen Sagen inspirieren. Darin heißt es, dass Bäume beseelt sind und von Naturgeistern bewohnt werden. Noch heute ist der Glaube an das Übernatürliche insbesondere in Island stark ausgeprägt. Im Bauamt in Reykjavik arbeitet man sogar noch heute bei Bedarf mit Menschen zusammen, die als „skyggn“ (hellsichtig) gelten und Elfen wahrnehmen können. Island hat es Nina Blazon ohnehin angetan. Sie hat das Land schon oft bereist und erkundet. Die Faszination für die nordischen Länder und deren Mystik überträgt sich auch auf ihr Buch Ein Baum für Tomti. Es gelingt Nina Blazon darin spielend leicht eine Verbindung aus Realität, Magie und Natur zu schaffen, bei deren Lektüre man ganz nebenbei die gängigen Baumarten Europas kennen (und lieben) lernt. Nina Blazon bietet im Übrigen auch naturpädagogische Lesungen im Wald an. Sie kann nämlich nicht nur erfolgreich über Baumgeister schreiben, sondern hat sogar eine Weiterbildung zur Waldführerin absolviert (Kontakt über Homepage www.ninablazon.de).

Worauf wir uns freuen dürfen

Nina Blazon arbeitet derzeit an einem neuen Fantasy-Roman, der im Herbst im Verlag cbj erscheinen wird. Und wieder haben sie nordische Sagen inspiriert. Diesmal geht es um so genannte Todesfeen, die vor allem in Irland Tradition haben. Was passiert, wenn eine Todesfee nicht singen darf, aber doch so gerne singt? Wir dürfen gespannt sein!