Ein Foto: Ein Notizbuch liegt aufgeschlagen auf einem Leseständer. Die rechte Seite ist mit Zeichnungen und Text beschrieben. Im Hintergrund fällt Licht durch ein Fenster.

Über Literatur,
exklusive Bildrechte und das Selber-Schreiben

von Kerstin Bönsch

Was begeistert Menschen an Literatur? Literatur ist das Eintauchen in andere Welten; sie transportiert Emotionen und ermöglicht einen Perspektivwechsel in fremde Gedanken. Literatur kann aber auch objektiv als Wissensvermittlung genutzt werden, zur Selbstheilung des Lesenden beitragen oder einfach nur eine geeignete Unterhaltung zum Zeitvertreib sein. Literatur ist vielfältig und so auch die Ansätze, um sich mit ihr auseinanderzusetzen. Das geschieht entweder durch identifizierendes oder distanziertes Lesen. Wie man liest, ist individuell: die Geschichten evozieren im eigenen Kopf Bilder, die kein anderer sieht. Urheber ist die Leserin oder der Leser – man hat sozusagen exklusive Bildrechte an der eigenen Vorstellungskraft. 

Doch auch wenn die Lektüre ein individueller Prozess ist, so ist das gemeinsame Lesen ein schönes und gewinnbringendes Erlebnis. Über Literatur lässt sich nämlich ganz wunderbar auch mit anderen Menschen ins Gespräch kommen. Wie hat mein Gegenüber den Text wahrgenommen? Entstanden bei ihr oder ihm dieselben Assoziationen wie bei mir? Die Baden-Württemberg Stiftung bietet während des Literatursommers knapp 40 Lesungen an, bei denen sich Menschen über Literatur austauschen können. Da ist für jeden etwas dabei! 

Autor sein und Autor werden

Okay, die Chance, als Schriftstellerin oder Schriftsteller das große Geld zu verdienen, ist ziemlich gering. Die wenigsten schaffen den Durchbruch, der ihnen erlaubt, allein von der Dichtung, vom Schreiben, leben zu können. Für viele bleibt der Beruf Schriftsteller ein Traum(-Job). Doch einige Autorinnen und Autoren, die am Literatursommer teilnehmen, haben diesen Schritt geschafft. Manche von ihnen werden im Laufe der nächsten Monate in Autorenportraits und Buchbesprechungen vorgestellt. Doch auch für all jene, die noch ganz am Beginn ihres Schreibens stehen, bietet der Literatursommer zahlreiche Möglichkeiten: In verschiedenen Schreib-Workshops können erste Schritte im kreativen Schreiben gewagt oder bereits vorhandene Talente weiter gefördert werden.

Schreiben für die Bühne

In Biberach hat ein erster Schreib-Workshop für Jugendliche bereits stattgefunden. Drehbuchautorin Anna Mönnich hat dort Anfang April im Auftrag der Wieland-Stiftung mit Jugendlichen an Texten zum Thema „Klassiker mit Tiefgang“ gearbeitet. Diese wurden in einem weiteren Workshop im Mai für eine Theater-Performance in einer Tiefgarage weiterentwickelt. Hier hat man im Autorenkollektiv also das Glück, Texte zu schreiben, die wenig später von anderen Jugendlichen aufgeführt werden. Außerdem hat im Mai der landesweite Minidrama-Wettbewerb des Theaterhauses Stuttgart begonnen. Hier können Kinder und Jugendliche rund um das Thema „dramatische Zeiten“ kreative Texte schreiben und sie auf www.minidrama.de einreichen. Auch hier gilt: Einige der Texte werden tatsächlich den Weg auf die Bühne finden. Im Juli wird schließlich das Ensemble des Theaterhauses den Texten seine Stimme geben. Also ran an die Tastatur!